MACBETH

Tragödie von William Shakespeare

Theater für Niedersachsen Premiere 27.09.2014

http://www.tfn-online.de/spielplan/schauspiel/macbeth/

Inszenierung Gero Vierhuff
Bühne und Kostüme Marcel Weinand
Musik Felix Gebhard
Kampfchoreografie Tristan Fabian
Mit Simone Mende (Duncan), Marek Egert (Malcolm), Martin Molitor (Macbeth), Dennis Habermehl (Banquo), Michaela Allendorf (Macduff), Thomas Strecker (Lenox), Dieter Wahlbuhl (Rosse), Katharina Wilberg (Lady Macbeth), Michaela Allendorf (Angus), Simone Mende (Ein Arzt), Thomas Strecker (Ein Hauptmann), Dieter Wahlbuhl (Ein Pförtner), Dennis Habermehl (Kammerfrau), Simone Mende (Ein alter Mann), Michaela Allendorf, Dieter Wahlbuhl, Marek Egert (Drei Hexen), Thomas Strecker, Marek Egert (Mörder)

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PRESSESTIMMEN

Hildesheimer Allgemeine Zeitung vom 29.9.2014

„Zurück zum Wort […] Gero Vierhuff inszeniert im Theater für Niedersachsen mit einem intensiv aufspielenden Ensemble Shakespeares dunkelste und kürzeste Tragödie. Und das mit einer Vehemenz und zugleich Distanziertheit, dass den Zuschauern zuweilen der Atem stockt. Sie werden hautnah Komplize eines blutigen Desasters, bei dem die Welt aus den Fugen gerät. Minutenlanger Applaus und Bravo-Rufe nach dem 140-minütigen Ritt durch menschliche Abgründe. […] Die Mechanik dieser durch die Weissagung der Hexen in Gang gebrachten Jagd nach Krone und Macht beschreibt Shakespeare ebenso knapp wie spannend, voller Metaphern und Fragen – ein psychologisches Meisterwerk. Was Regisseur Gero Vierhuff mit seinem intensiven Gespür für massive Gefühle noch toppt. Er braucht keinen Slapstick, keine Gags, keinen aktuellen Bezug. Vierhuff vertraut auf das Wort, das in Angela Schanelecs Übersetzung kraftvoll klingt und verständlich ist. Dank eines großartig einfachen Raum-, Sound- und Lichtkonzepts stehen Schauspieler und Gefühle im Zentrum des Interesses. Geschickt hat Vierhuff Rollen gestrichen und Szenen verschoben. Alles fließt. […] In der eisernen, raumhohen, kalten Hölle, mit der Ausstatter Marcel Weinand die Bühne umfasst, sind die Menschen am schottischen Hof gefangen. Gefangen in Sehnsüchten und Fantasien, in Tun und Zwängen. Wer nicht spielt, sieht zu. Ist Teil eines Stellvertreter-Kampfes. […] Die atmosphärischen Sounds von Felix Gebhard, der sogar die Wände zum dumpfen Tönen bringt, weben einen hochemotionalen Musik-Teppich […] Vierhuffs Arbeit mit den Schauspielern hat Großes hervorgeholt: Gefühle und Inhalte werden tatsächlich gelebt. Nie sah man Martin Molitor in Hildesheim mit solch einer Vielfalt von Emotionen auf der Bühne. Beeindruckend, wie er sich als Macbeth windet, verführt wird, irritiert ist, verneint, zweifelt, mitgerissen wird, sich aufbäumt, fassungslos hingibt, abstürzt. Keine Geste, keine Mimik wirkt gelernt. Molitors Macbeth leidet als Mensch an sich selber. Die Alptraumwelt in seinem Kopf wird greifbar. Man könnte Mitleid mit ihm haben. Im Gegensatz zur Lady Macbeth. Katharina Wilberg ist eine Getriebene, die ihre von Ehrgeiz und Wahn zerfressenen Worte wie eine Schlange ihr Gift herausspritzt. Sie scheint sich an der Idee von Macht regelrecht zu berauschen und liebt sie mehr als ihren Mann. Intensiv auch ihr Abgleiten in den Wahnsinn. Ungewohnt ernsthaft und absolut glaubwürdig Dieter Wahlbuhl im Schottenrock als Edelmann Rosse. Herrlich überkandidelt als Teil des Hexentrios, das sichtlich zu viel vom Zaubersaft genascht hat. Bei Michaela Allendorfs Furie hat das zum Stillstand der Pupillen geführt: Sie schielt sich nebelumwabert durch die verrückte Rolle. […] Simone Mende gibt einen ebenso selbstsicheren wie pragmatischen, herrischen wie charmanten König Duncan. Körperlich imposant, aber sprachlich ein wenig blass bleibt Dennis Habermehl in der Rolle von Macbeth’s Schlachtgefährtem Banquo […] TfN Neuzugang Thomas Strecker haut sich wacker durch die Szenen, Marek Egert hält sich als Malcolm noch zurück.“

www.nachtkritik.de vom 27.9.2014

„Als wäre der Anfang das Ende. Wie zum Schlussapplaus tritt das Ensemble aus der Bühnenflucht dem Publikum entgegen […] Doch statt erlösendem Beifall ertönt in Endlosschleife die seherische Formel der Hexen: ‚Schön ist schlimm und schlimm ist schön’. Prophetisch umklammert die Dichotomie von Gut und Böse […] Shakespeares ‚Macbeth’ und begleitet die Figur Macbeth auf seinem Weg vom treuen Vasallen zum blutrünstigen Mörder. […] Bildgewalt, so scheint der Hildesheimer Regisseur Gero Vierhuff zu meinen, braucht es bei der Brutalität des Textes nicht. Die Nebelmaschine macht das Licht in dem mit Wellblechwänden ausstaffierten Bühnenraum diffus, ein khakigrauer Farbfilter liegt über der Figurenkostümierung. Auf- und Abgänge gibt es kaum, keine sichtbaren Rollen- oder Schauplatzwechsel, keinen Kulissenumbau. Umso schärfer treten die Requisiten hervor […] Regisseur Gero Vierhuff setzt auf Atmosphäre statt Diskurs. Um Macbeths Entrücktheit und die gestörte Weltordnung darzustellen, greift er auf choreographische, musikalische und rhythmische Effekte zurück. Ein dystopisches Setting entsteht, aus dem es keinen Ausweg gibt. Leitmotivisch beschleunigt und retardiert das Blut die Handlung. Langsam kriecht es den Saum des zu Beginn noch unschuldsweißen Kleides der Lady Macbeth hinauf. Minutenlang liegt König Duncan leblos da […] Vierhuff gelingt eine solide visuelle Übersetzung des 400 Jahre alten Textes in ein Bühnenstück.“

Leine-Deister-Zeitung vom 11.10.2014

„Ungeheuer intensiv gespielt. ‚Wer mehr wagt, ist keine Mensch’, weiß Macbeth […] Aber er wagt mehr. Und er ist ein Mensch. Und das ist das Beklemmende an dieser wortgewaltigen Shakespeare-Tragödie, die das Theater für Niedersachsen als eine düstere Reise in die abgründe der menschlichen Seele auf die Bühne bringt. Düsternis prägt das spartanische Bühnenbild der gelungenen Inszenierung von Gero Vierhuff. Hier wird kein opulenter Bilderbogen entfaltet, um das Seelendrama des ehrgeizigen Mannes zu erzählen. Hier entstehen die Bilder der Zerrüttung weitgehend im Vertrauen auf die Sprache, die das Innere des tragischen Helden beklemmend nach außen kehrt. […] Doch ein bitterer Nachgeschmack bleibt als Lehre aus dieser vom Gronauer Publikum mit großem Applaus und Bravo-Rufen bedachten Parabel. Gewalt gebiert Gewalt. Und so kann es in dieser vom Ensemble des TfN ungeheuer intensiv gespielten Geschichte vom Menschen zuletzt keine Gewinner geben.“